Für Kinder ist ein Haustier der beste Freund – für Eltern häufig ein Konflikt.
Sind Haustiere überhaupt kindergeeignet?
Clara hält den Hund fest. Ganz fest. Die Ärmchen schlingen sich um den robusten Körper der siebenjährigen Australian-Shepherd-Hündin Jala. Der Hundehalter, der Nachbar von Claras Familie, wird nervös: „Nicht so fest, Clara. Lass den Hund los“, ermahnt er die Kleine. Aus Angst vor dem Hund oder um den Hund? Wahrscheinlich beides.
Und Jala? Sitzt stoisch, knurrt nicht, schnappt nicht, lässt die Liebkosung über sich ergehen. Irgendwann geht sie einfach los, und der Vierjährigen bleibt nichts anderes übrig, als die Umarmung zu lösen. Sie strahlt ihre Eltern an. Der Blick sagt: So einen will ich auch!
Ein Wunsch, der bei den meisten Kindern irgendwann unweigerlich auftaucht. Den kann man streicheln, lieb haben, er ist immer da und so schön flauschig! Aber: Claras Eltern können in ihrer Stadtwohnung keine Haustiere halten. Eine Katze kommt aufgrund von Allergien nicht infrage. Und für einen Hund fehlen Platz und Zeit. Wer soll denn regelmäßig mit dem Hund rausgehen? Und der Mietvertrag lässt sowieso keinen zu.
Aber es gibt ja noch andere Tiere, die weniger pflegeintensiv sind und deren Haltung keine Genehmigung seitens des Vermieters benötigt. Kleintiere und Nager wie Hamster, Kaninchen oder Meerschweinchen. Oder auch Vögel oder gar Fische.
Was Clara noch nicht weiß, aber intuitiv wohl ahnt: Der Kontakt zu Tieren tut dem Körper gut. Beim Kuscheln mit einem Hund oder einem anderen flauschigen Kameraden schüttet der Körper nachweislich das Glückshormon Oxytocin aus. Das sorgt dafür, dass sich der Körper entspannt und sich die Stimmung bessert, es senkt den Blutdruck und die Herzfrequenz. Kurz: Es reduziert Stress.
Das also ist der tiefere Grund für Claras Wunsch. Dennoch sind Heimtiere keine Wunderwaffe gegen psychische Erkrankungen. Studien aber zeigen: Kinder, die einen Hund haben, sind sportlich aktiver, leiden weniger unter Einsamkeit und entwickeln seltener Depressionen. Dr. Andrea Beetz forscht seit über achtzehn Jahren zu der Beziehung zwischen Kind und Tier. Auch sie kommt zum Fazit: „Erlauben es Zeit, Platz und finanzielle Situation, können Heimtiere viel zu einer gesunden Entwicklung von Kindern beitragen – wenn die Beziehung stimmt.“
Also sollte sich jeder, wenn möglich, ein Tier anschaffen?
Nein. Denn nicht jeder hat die Möglichkeit oder den Wunsch, ein Tier zu Hause zu haben, dann sollte man sich auch nicht zwingen. Dennoch gibt es Wege, um Kindern Begegnungen mit Tieren zu ermöglichen. Ein Tag auf dem Kinderbauernhof und im Streichelzoo oder auch regelmäßige Besuche bei Freunden und Verwandten mit Tieren geben Kindern zumindest einen ersten Kontakt. Auch Tierheime oder Tierparks bieten teilweise Patenschaften an. Gegen einen monatlichen Beitrag kann man das Tier besuchen.
Was Kinder auch bei gelegentlichem Kontakt mit Tieren lernen, ist das, was Clara bei der Hündin ihres Nachbarn gemerkt hat: Das Tier hat Bedürfnisse, und es hat Rechte. Es darf weggehen, wenn ihm der Kontakt zu eng wird. Es muss gefüttert werden, und es muss regelmäßig raus und bewegt werden.
So lernen Kinder Empathie, die Bedürfnisse eines anderen zu verstehen und zu respektieren. Eine Katze zum Beispiel kann ihre Krallen ausfahren, wenn sie nicht gekuschelt werden will. Haben Familien für sich entschieden, dass ein Tier einziehen darf, muss klar sein: Dies ist eine gemeinsame Entscheidung. „Kinder können sich noch nicht allein um ein Tier kümmern und es versorgen. Ein Kind allein kann kein Tier halten“, warnt Kathrin Fichtel vom Forschungskreis Heimtiere in der Gesellschaft. Beschließt man es gemeinsam, kann aber auch das gemeinsame Kümmern den Familienzusammenhalt stärken.
Und für wen ist welches Tier das richtige? Das lesen Sie hier.
Welches Tier passt zu welchem Alter?

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